Nachhaltige Produktivität: von der Außerbetriebnahme bis zur Umstellung

Die Zukunft der alternden Öl- und Gasinfrastruktur

Mit den vorhandenen Wirtschaftsmodellen und den heutigen technischen Möglichkeiten werden viele europäische Öl- und Gasfelder im kommenden Jahrzehnt das Ende ihrer wirtschaftlichen Lebensdauer erreichen.

Folglich muss für einen wesentlichen Teil der traditionellen Öl- und Gasinfrastruktur eine Neubewertung der Nutzung erfolgen. Diese unangenehme Wahrheit ist in der Öl- und Gasbranche bekannt, bei der die „Außerbetriebnahme“ derzeit das vorherrschende Thema ist.

08. Oktober 2018

Außerbetriebnahme oder Umstellung? Vermutlich ist die Zeit für einen neuen Trend gekommen.

The future of aging oil and gas infrastructure - Blog

Obwohl das Prinzip nicht neu ist, gewinnt die Idee einer Umstellung endlich an Fahrt. Anstatt die wirtschaftlichen Aktivitäten in alternden Onshore- und Offshore-Bauwerken zu beenden oder diese komplett abzubauen, wird bei einer Umstellung versucht, diese Standorte einem neuen wirtschaftlichen Zweck zuzuführen.

Ein neuer Bericht der niederländischen Organisation Nexstep deutet sogar darauf hin, dass die Umstellung traditioneller Öl- und Gasfelder den Niederlanden praktisch dabei helfen könnte, ihr Ziel bei der Reduzierung der Kohlenstoffemissionen zu erreichen.

Wir befinden uns heute endlich an einem spannenden Scheideweg. In der Vergangenheit bedeutete die Verlängerung der wirtschaftlichen Lebensdauer von Bohrlöchern und Plattformen vor allem rettende Kapitalspritzen in diese Bauwerke. Dies diente dazu, die Lebensdauer profitabler kohlenstoffbasierter Energiequellen wie Rohöl und Kohlenwasserstoffgas zu verlängern. Heute denkt die Branche jedoch auch darüber nach, wie sie die alte Kohlenstoffbergbauinfrastruktur auf alternative Energiequellen wie Windkraftanlagen umstellen kann. Die Branche erwägt sogar, den ursprünglichen Bohrlöchern wieder Kohlenstoff zuzuführen.

In diesem Blog gehen wir auf 3 innovative (und realistische) Prozesse ein, die derzeit von der Branche entwickelt werden, um Öl- und Gasplattformen in Lagereinrichtungen und Produktionsstandorte für alternative Energien umzuwandeln.
[Quelle: Nexstep Re-use & decommissioning report 2018 – Fallstudie der Niederlande]

Kohlenstoffabscheidung und -speicherung

Die Kohlenstoffabscheidung ist eine rentable Maßnahme im großen Maßstab, die es den Niederlanden – und wahrscheinlich auch vielen anderen Ländern – ermöglichen würde, ihre Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen. Dabei wird Kohlendioxid direkt an der Emissionsquelle von anderen Gasen wie Sauerstoff und Stickstoff abgeschieden. Das Gas wird dann in der Regel über Pipelines zum Lagerort transportiert.

Die Infrastruktur erschöpfter Offshore-Gasfelder birgt großes Potenzial für die Lagerung von CO2. Wussten Sie, dass die Offshore-Gasfelder in den Niederlanden über die Kapazität verfügen, 1600 Mio. Tonnen CO2 zu speichern?

Dieser alternative Ansatz könnte einen wichtigen Schritt auf dem Weg zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen bedeuten.

Herstellung und Lagerung von Wasserstoff

Die Umstellung von Strom auf Wasserstoffgas bietet viele Vorteile. Erstens ist es eine interessante Option zur Speicherung von Strom aus Windparks, die oft zu Überkapazität neigen. Darüber hinaus könnte es auch eine günstige und effiziente Möglichkeit bieten, Strom über vorhandene Pipelines zur Küste zu transportieren.

Aber die Umstellung von Strom auf Wasserstoff steckt noch in den Kinderschuhen. Die ersten Pilotprojekte werden gerade erst in Angriff genommen.

Erdwärme

Eine beträchtliche Anzahl von Onshore-Öl- und -Gasbohrlöchern ist für die Gewinnung von Erdwärme geeignet. Betrachten Sie sich die Niederlande: 120 der 500 ermittelten Standorte haben das Potenzial zur Erdwärmegewinnung.

Diese Bohrlöcher, die über keine wirtschaftlich rentablen Kohlenstoffreserven mehr verfügen, könnten genutzt werden, um heißes Wasser aus tiefen unterirdischen Schichten an die Oberfläche zu pumpen. Das heiße Wasser könnte dann zum Heizen von Häusern oder Industrieunternehmen dienen.

Aber auf dem Weg gibt es noch einige Hindernisse zu überwinden ...

Bevor der Öl- und Gassektor diese Chancen nutzen und zu einem stabilen und nachhaltigen Energieökosystem beitragen kann, steht die Branche vor einer Reihe von Herausforderungen:

1. Gesetzgebung

Derzeit gibt es keine rechtliche Grundlage oder ein „starkes politisches Engagement“, um Systemintegrationsoptionen wie die Kohlenstoffabscheidung in die Tat umzusetzen. Das wiederum führt zu Unsicherheiten und einer gewissen Investitionszurückhaltung. Die Internationale Energieagentur wies bereits darauf hin, dass Investitionen in erneuerbare Energien 2017 erstmals seit Jahren rückläufig waren.

Natürlich hängen alle Anstrengungen zur Reduzierung von Kohlenstoffemissionen weitgehend vom langfristigen Engagement der politischen Entscheidungsträger ab, erneuerbare Energien gegenüber kohlenstoffbasierten Energiequellen zu bevorzugen. Dies wiederum beeinflusst den Ölpreis und die wirtschaftliche Rentabilität zukünftiger Energieprojekte.

2. Offshore-Elektrifizierung

Um neue wirtschaftliche Aktivitäten auf Offshore-Plattformen zu ermöglichen, ist eine gewisse Menge an Strom erforderlich, der vorzugsweise von Windparks erzeugt wird. Aus diesem Grund muss ein Offshore-Stromnetz aufgebaut werden, an das mehrere Plattformen angeschlossen werden können. Aber das ist komplizierter, als es klingt.

Der Anschluss von Plattformen an ein Offshore-Stromnetz ist mit enorm hohen Kosten verbunden. Um diese Investition zu amortisieren, müssen Unternehmen sicherstellen, dass die aktuellen Produktionsanlagen über eine angemessene Lebensdauer verfügen.

3. Verfügbarkeit von Kompetenz und Erfahrung

Es ist höchste Zeit, mit Umstellungsprojekten zu beginnen.

Europa investiert immer weniger in die Erschließung neuer Gasfelder. Es besteht daher ein erhebliches Risiko, dass in Europa das erforderliche Know-how, die Erfahrung und die Kompetenz im Bereich Tiefbohrungen verloren gehen wird. Die ehrgeizigen Pläne für die Kohlenstoffspeicherung erfordern jedoch genau diese speziellen Fähigkeiten und Erfahrungen. Es ist an der Zeit, dieses Wissen zu sichern, bevor es in andere Teile der Welt verlagert wird.

Unser Ziel? Nachhaltige Produktivität

In der Branche herrscht ein Umdenken von der Außerbetriebnahme auf eine Umstellung vor, und die Vorbereitungen für dieses brandneue Abenteuer laufen bereits. Atlas Copco Rental bietet bereits seit vielen Jahren temporäre Lösungen für die Öl- und Gasindustrie, die ihre Aktivitäten von der Inbetriebnahme bis zur Außerbetriebnahme unterstützen.

Wir verstehen die Herausforderungen der Branche und sind bestrebt, innovative Projekte von der Pilotphase bis zur Projektdurchführung zu unterstützen, indem wir temporäre Lösungen für Druckluft, Stickstoff, Dampf oder Strom anbieten.

Seppe Van Beneden

Communications Professional bei Atlas Copco Rental Europe

Nachhaltige Produktivität: von der Außerbetriebnahme bis zur Umstellung

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