Automobilzulieferer Kendrion stellt Stickstoff wirtschaftlich selbst her
Schutzatmosphäre für das Laserschweißen von Magnetventilen
Der Automobilzulieferer Kendrion erzeugt den Stickstoff, den er für Laserschweißanlagen im Reinraum benötigt, heute mit einem N2-Generator von Atlas Copco. Der ist wirtschaftlicher als die früher verwendeten Flaschenbündel und macht den Hersteller unabhängig von seinem Gaslieferanten.
Essen/Villingen-Schwenningen, Mai 2020. Die Kendrion (Villingen) GmbH in Villingen-Schwenningen entwickelt und produziert individuelle elektromagnetische Aktuatoren und mechatronische Systeme. „Die Anforderungen unserer Kunden sind sehr speziell“, sagt Produktionsleiter Alexander Merz. „Deshalb stellen wir vergleichsweise wenige standardisierte Produkte her. Dabei stehen hohe Qualitätsstandards und eine Null-Fehler-Politik im Fokus.“
Gaskosten als Ansatz für Einsparungen
Laserschweißanlagen im Reinraum arbeiten mit Stickstoff als Schutzgasatmosphäre
Die Wirtschaftlichkeitsrechnung für die Stickstoffstation von Atlas Copco hat mich überzeugt. Atlas Copco war der einzige Hersteller, der die komplette Station aus einer Hand liefern konnte. (Bild: Atlas Copco)
Alexander Merz, Automotive-Produktionsleiter der Kendrion (Villingen) GmbH, mit einem Magnetventil.
Komplette Stickstoffstation amortisiert sich in gut zwei Jahren
Anfragen bei mehreren Anbietern mündeten in der Investition in eine komplette Stickstoffstation von Atlas Copco, die sich binnen 2,25 Jahren amortisieren sollte. „Atlas Copco konnte alles aus einer Hand liefern“, erklärt Merz. „Das war ein wichtiges Argument für uns. Andere Anbieter müssen entweder den Kompressor oder den Stickstoffgenerator zukaufen.“ Denn die Basiselemente einer autarken Stickstofferzeugung sind ein Kompressor, der die Umgebungsluft verdichtet, und ein Stickstoffgenerator, der aus der erzeugten Druckluft den Sauerstoff abscheidet und den Stickstoff auf die gewünschte Reinheit anreichert. Bei Kendrion in Villingen-Schwenningen stehen nun ein kleiner öleingespritzter Schraubenkompressor des Typs GA 11 VSD+ FF von Atlas Copco – laut Hersteller der effizienteste seiner Art – sowie ein Stickstofferzeuger namens NGP 35+. Dieser Generator arbeitet mit einem Kohlenstoffmolekularsieb und dem Prinzip der Druckwechseladsorption, wodurch Sauerstoff und Stickstoff aus der Druckluft voneinander getrennt werden.
Energiesparende Stickstofferzeugung durch niedrigen Druckluftfaktor
Der NGP+ ist extrem effizient. Denn die Maschine weist einen sehr niedrigen Druckluftfaktor von etwa 5,5 auf. Das bedeutet, für ein bestimmtes Stickstoffvolumen wird nur das 5,5-fache an Druckluft benötigt. Auf dem Markt sind dagegen Werte bis zum 10- oder 12-fachen durchaus gängig. Je weniger Druckluft aber für die geforderte Stickstoffmenge benötigt wird und je effizienter ein Kompressor die benötigte Druckluft erzeugt, umso geringer fallen die Betriebskosten aus. Energiesparender als mit einem GA-Kompressor und dem NGP+ kann man Stickstoff momentan nicht erzeugen.
Investitionen zugunsten langfristiger Wirtschaftlichkeit
Davon war auch Alexander Merz überzeugt: „Die Energiekosten werden in Zukunft eher weiter steigen. Wir haben uns deshalb für einen teureren, aber effizienteren Kompressor entschieden.“ Denn der drehzahlgeregelte GA-VSD+-Kompressor erzeugt die Druckluft absolut bedarfsgerecht und mit weniger Energieeinsatz als andere Maschinen. Entsprechend niedrig sind die laufenden Kosten. In der „FullFeature-Version“, auf die das Kürzel FF bei der Kendrion-Installation hinweist, ist zudem ein Kältetrockner schon ab Werk integriert. Ein Aktivkohlefilter des Typs QDT 45 scheidet effektiv das Restöl aus der Druckluft ab und stellt die für die N2- Erzeugung erforderliche Druckluftqualität sicher.
Stickstoffreinheit von 5.0
Der GA-Kompressor liefert Druckluft mit 9,7 bar, die in einem 500-Liter-Behälter zwischengespeichert wird. Der Kessel versorgt den NGP 35+, der den Stickstoff zunächst aus der Luft abscheidet und dann in einem Kreislauf über einen Reinhaltetank auf die geforderte Reinheit von 99,9992 % anreichert. Die Stickstoffqualität liegt damit bei 5.0. Bei der Auslegung der Anlage sah Kendrion einen großen Puffer für einen geplanten weiteren Reinraum vor, so dass zunächst nur etwa die Hälfte der möglichen Erzeugungsleistung genutzt wurde. Der größte Teil des produzierten Stickstoffs geht in die Produktion – mit Laserschweißkammer (80 %) und Helium-Leckagemessungen (20 %). Ferner benötigt die Entwicklungsabteilung für ihre Prüfstände etwas Stickstoff, und die IT schützt mit dem Inertgas die Serverräume vor Bränden. Der Druck am Auslass des Stickstoffgenerators beträgt etwa 9,4 bis 9,5 bar. „Wir arbeiten mit einem vergleichsweise hohen Druck, weil unser Mischer, in dem wir Helium und Stickstoff mischen, einen Druckabfall von etwa 3 bar benötigt“, führt Alexander Merz aus.
Stickstoff-Flaschenbündel Lieferungen per Lkw entfallen
Die neue Stickstoffstation hat den Einkauf um 79 Bündel à 12 Flaschen pro Jahr entlastet. „Wir sind damit unabhängig von unserem Gaslieferanten, haben das Gefahrenrisiko reduziert und den CO2-Footprint verbessert, weil die Lkw-Fahrten mit den Stickstoff-Flaschenbündeln nun entfallen“, resümiert Alexander Merz. Darüber hinaus sei auch der Heliumverbrauch durch die neue Vorgehensweise gesunken, und zwar von 12 Flaschen auf nun nur noch eine Flasche pro Monat. Natürlich könne man, wenn nötig, auch weiterhin Stickstoff-Flaschenbündel an die Gasstation anschließen, sagt Merz: „Damit sind wir für Notfälle gerüstet oder können Wartungsarbeiten am Kompressor oder am Generator auch bei laufendem Betrieb vornehmen.“ Seit die Station im April 2018 ans Netz ging, habe es aber keine ungeplanten Stillstände gegeben. Für die Zukunft plant Alexander Merz noch den Einbau eines 1000-LiterStickstoffbehälters. „Derzeit werden die Verbraucher mittels Zentralleitung direkt versorgt“, sagt er. „Aus Sicherheitsgründen wäre mir mit dem Puffer aber noch etwas wohler!“
Autor: Thomas Preuß, Journalist in Königswinter
Pressemitteilung zum Download: Kendrion Automobilzulieferer stellt Stickstoff vor Ort her
Über Atlas Copco
Innovation durch großartige Ideen: Atlas Copco entwickelt seit 1873 industrielle und zukunftsfähige Lösungen mit großem Mehrwert für seine Kunden. Der Konzern hat seinen Hauptsitz in Stockholm, Schweden, sowie Kunden in mehr als 180 Ländern. 2018 erzielte Atlas Copco mit rund 37000 Mitarbeitern einen Umsatz von 9 Milliarden Euro (95 Milliarden Schwedische Kronen). www.atlascopco.com
In Deutschland ist Atlas Copco seit 1952 präsent. Unter dem Dach zweier Holdings mit Sitz in Essen agieren derzeit rund 20 Produktions- und Vertriebsgesellschaften. Der Konzern beschäftigte in Deutschland Ende 2018 über 3290 Mitarbeiter und hat derzeit rund 120 Auszubildende. www.atlascopco.de
Der Konzernbereich Kompressortechnik von Atlas Copco bietet Lösungen für die Druckluftversorgung an: Industriekompressoren, Gas- und Prozesskompressoren, Turbo-Expander, Luftaufbereitungsanlagen und Luftmanagementsysteme. Der Konzernbereich greift auf ein weltweites Servicenetzwerk zurück und bringt regelmäßig innovative und energieeffiziente Lösungen auf den Markt, die die Produktivität in der Fertigungs- und Prozessindustrie weltweit nachhaltig steigern. Die Hauptbetriebsstätten befinden sich in Belgien, den USA, China, Indien, Deutschland und Italien.https://www.atlascopco.com/de-de/compressors
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